In meinem Job bin ich immer auf der Seite der Fragenden. Ob nun beim Radio oder für meinen Podcast – ich bin die Interviewerin und hole aus meinem Gegenüber spannende Antworten heraus. Oft vergisst man im Arbeitsalltag, wie eigenartig das für den Interviewpartner eigentlich ist!

Alles, was du sagst, bleibt für immer im Internet!

Es hilft, sich ab und zu mal in seinen Gast hinein zu versetzen. Was ist das für eine wahnsinnig aufregende Situation interviewt zu werden! Was, wenn ich was Falsches sage oder etwas Peinliches? Was, wenn ich mich verspreche? Und wer hört das eigentlich am Ende alles?

Es gibt Menschen, die häufiger interviewt werden und sehr routiniert sind im Antworten geben. Die wissen genau, wie sie sich in der Öffentlichkeit darstellen wollen. Aber die meisten meiner Gäste kennen diese Situation nicht.

Ich wurde auch schon ein paar Mal interviewt und habe meine Erfahrungen sammeln können, wie sich das anfühlt. Mir ist es zum Beispiel passiert, dass eine meiner Aussagen falsch verstanden wurde und ich dann anders zitiert wurde, als ich es gemeint habe. Das kann sehr unangenehm sein. Am Ende bleibt diese Aussage einfach irgendwo gedruckt stehen oder sie bleibt im Internet und unglaublich viele Leute haben es gelesen oder gehört!

Was bedeutet das für mich als PodcasterIn?

Natürlich muss man sagen: Im Journalismus geht es nicht immer darum, Gäste in Watte zu packen. Kritische Fragen sind notwendig. Aber in meinem Podcast will ich meistens “nur”, dass Menschen spannende Geschichten aus ihrer Kletterbiografie erzählen. Oder es werden Erfahrungen mit dem Kletter- und Bouldersport geteilt, die für meine HörerInnen hilfreich sein können.

Wenn ich einen Gast vorm Mikro habe, dann sage ich vorab immer die folgenden Dinge: Bitte habe keine Angst vor Versprechern, vor “Ähms” und ähnlichem. Wenn du eine Antwort gibst und merkst, du willst es doch lieber anders sagen, dann setz einfach neu an! Ich sorge am Ende im Schnitt dafür, dass alles gut klingt! Ich bekomme nicht selten das schöne Feedback: Ich klinge im Interview ja viel besser, als ich dachte!

Ich möchte meinen Gästen gerne die Angst davor nehmen, auf Knopfdruck perfekt antworten zu müssen. Sie sollen wissen, dass sie alle Zeit der Welt haben um über ihre Antwort nachzudenken. Ich sage ihnen auch: Wenn du eine Frage nicht beantworten kannst, dann sag es einfach, das ist kein Problem. Ein Interview ist schließlich kein Mathetest! Ich merke, dass das meinen Gästen hilft.

Dein Interviewpartner wird die Podcastfolge gerne teilen

Damit so ein Interview am Ende gut und flüssig klingt, stecke ich viel Arbeit in den Schnitt. Mein HörerInnen bekommt nur das “Best Of” von dem, was gesagt wurde, ohne unnötige Versprecher, störende Geräusche und Längen. Zugleich bekommt mein Interviewgast eine Podcastfolge, in der er oder sie möglichst gut repräsentiert ist. Das ist für mich eines der vielen Argumente, Zeit in den Audioschnitt zu stecken. Ein Gast, der sein Interview selbst gerne anhört, wird die Folge dann auch eher seinen Freunden zeigen. Am Ende sorgst du mit einer gut geschnittenen Folge also auch dafür, dass mehr Menschen deinen Podcast hören.

Wenn wir mal ehrlich sind, dann sind wir ja alle recht eitel mit unseren Aussagen. Ich erlebe es oft in meinen Podcast Workshops. Wenn die TeilnehmerInnen ihr Audio zum ersten Mal hören und am liebsten zuerst alle ihre “Ähms” rausschneiden wollen. Genauso “eitel” wie wir selbst mit uns sind, sollten wir auch mit unserem Gast verfahren. Das gehört für mich zu einem guten Umgang mit Interviewpartnern dazu. Ein Mensch schenkt dir das Vertrauen, gut mit seinen Antworten umzugehen – schenk du ihm eine großartige Podcastfolge!

P.S.: Ein weiterer Tipp zum Thema Interviews

Ich kann empfehlen mal in den „Turnaround Podcast“ hineinzuhören. Hier werden verschiedene Interviewer dazu befragt, wie sie arbeiten. Da gibt es viel Inspiration für dich!

The Turnaround with Jesse Thorn