Wer sich zum ersten Mal in ein Mikrofon sprechen hört ist oft erstaunt. Erstaunt, wie “anders” man klingt. Vielleicht besser als gedacht. Vielleicht anders als gedacht. Oder man findet, man klingt ganz schlimm.

Das geht vielen so. Ich hatte gerade ein Gespräch mit einer Podcast-Anfängerin, die nicht zufrieden ist mit dem Klang ihrer Stimme. Sie möchte gerne ein bisschen so klingen wie ich, wenn ich moderiere.

Dazu habe ich ein paar Gedanken und Erinnerungen an die Entwicklung meiner eigenen Sprech- und Moderationsstimme.

Vor einiger Zeit habe ich in einem Radiosender im Audio-Archiv nach einem Sprachfile gesucht. Ich stieß auf eine Aufnahme, hörte sie mir an und war irritiert. Eine Frauenstimme sprach zu mir, die zugleich befremdlich und vertraut war. An einem bestimmten Satz merkte ich dann, dass die Stimme meine war!

Diese Aufnahme hatte ich Jahre zuvor gemacht, als ich gerade neu in dem Sender war. In der ganzen Zeit hatte ich mich stimmlich weiter entwickelt. So sehr, dass ich mich selbst nur schwer erkannte. Ich fand meine “alte” Stimme tatsächlich so schrecklich, dass ich dieses File sofort löschte!

Man muss sich das mal überlegen! Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon beim Radio gearbeitet. So “schlimm” kann meine Moderationsstimme nicht gewesen sein, sonst hätte ich den Job sicher nicht bekommen. Trotzdem wollte ich mich so nicht mehr hören!

Das heißt, auch ich habe “Probleme” mit meiner Stimme. Auch ich habe schon gedacht: “Oh mein Gott, wie klinge ich eigentlich?”

Während meines Volontariats hatte ich eine tolle Sprechtrainerin. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass ich beim Sprechen eventuell versuche, jemand anderes zu sein. Sie fragte mich, ob es Moderatorinnen gibt, die mein Vorbild sind. Damals fiel mir niemand ein. Jedoch meinte sie zu erkennen, dass ich andere Stimmen imitiere und sagte, dass ich versuchen sollte damit aufzuhören. Es ginge darum meine Stimme zu finden und sie gesund zu benutzen. Nicht darum, meine Stimme dazu zu bringen, wie jemand anderes zu klingen. 

Du wirst einwenden: Aber Synchron-SprecherInnen machen das doch auch! Das stimmt. Doch seine Stimme zu verändern ist ziemlich anspruchsvolle, körperliche Arbeit. Ich glaube, am Ende des Tages sind die Synchron-Leute froh, wieder auf “normal” zu switchen.

Trotz allem passiert mir dieses Imitieren noch immer häufig. Ich mache es gerne, wenn ich versuche lustig zu sein. Wenn ich eine Moderatorin höre, die sehr eloquent klingt, ertappe ich mich manchmal dabei, ihre Art zu Sprechen zu kopieren. Als könnte ich ein bisschen was von ihrer Eloquenz abhaben. Spoiler-Alert: Das funktioniert natürlich nicht!

Daran musste ich also denken, als die Podcast-Anfängerin mit mir sprach. Sie sollte nicht versuchen so zu klingen wie ich oder wie irgendeine andere Moderatorin. Diese stimmliche Maskerade kann physisch anstrengend sein und dazu führen, dass du dich beim Sprechen unwohl fühlst und dich eher von dir selbst entfernst. Versuche lieber, bei deiner Stimme zu bleiben und mit dem zu arbeiten, was du hast.